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Amerika
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Hotelbericht

Porto Ercole, La Roqqa

Design-Perle im toskanischen Archipel

Die malerische Landschaft Etruriens gefällt mir als Designerin besonders gut: Piniengrün schmiegt sich an Zypressengrün, Getreidegelb lehnt an erdigem Umbrabraun. Farben und Strukturen, wohin das Auge sieht.

Das Landesinnere gleicht einem Gemälde, das ich mir immer wieder gerne ansehe. Doch diesmal zieht es mich in den äußersten Süden der Toskana, ans Meer: Der Monte Argentario lockt mit kleinen verträumten Buchten, azurblauem Wasser und einer neuen, nachhaltigen 5-Sterne-Destinaton in Porto Ercole: dem Sustainable Design Boutique Hotel La Roqqa.

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Trauminsel im azurblauen Tyrrhenischen Meer 

Mit dem Auto geht’s über die Aurelia Richtung Rom (in Italien haben alle großen Straßen noch die Namen, die ihnen die Römer gaben), Abfahrt: Porto Santo Stefano. Die Halbinsel Monte Argentario, die über drei Landzungen mit dem Festland verbunden ist, erreicht man rasch über die Schnellstraße Giannella, an der viele Campingplätze liegen. Auch über den mittleren Zugang führt eine Straße. Nimmt man diesen Weg, kann man das reizende Fischerdorf Orbetello erkunden. Die dritte Verbindung, La Feniglia, besteht aus einem sechs Kilometer langen Sandstrand und einem der schönsten Pinienwälder Europas. 


Hier lege ich einen kleinen Stopp ein. Vielleicht kann ich in der Lagune von Orbetello Flamingos oder andere seltene Vögel sehen. Doch außer einem Reiher zeigt sich kein gefiederter Freund (vielleicht ist bei den Vögeln auch noch Vorsaison?) und ich setze meinen Weg in Richtung Porto Ercole fort.

Porto Ercole: Caravaggio, Fischer und Yachten 

Das mittelalterliche Städtchen (in dem der Barockmaler Caravaggio 1610 starb) hat sich seinen Reiz bewahrt und ist – wie die ganze Halbinsel – von Touristen-Anstürmen verschont geblieben. Wer nicht gerade im August kommt, findet hier viel Ruhe und Erholung. 


Vier massive Festungen aus der Zeit der spanischen Verwaltung bewachen noch heute den Ort, eine davon – La Rocca – thront direkt über dem alten Ortskern, und gleich darunter sticht ein rotbraunes Gebäude leuchtend hervor: Das zur Kollektion der Small Luxury Hotels of the World gehörende Boutiquehotel La Roqqa. 


Kaum steht das Auto still, sind schon diensteifrige Angestellte da, die mich mit einem strahlenden Lächeln begrüßen und mir Gepäck und Autoschlüssel abnehmen. Erst einmal ankommen – und bei einer hausgemachten Limonade den herrlichen Blick auf den Hafen genießen.

Das Boutiquehotel La Roqqa ist jung, urban, kosmopolitisch und nachhaltig 

Schließlich werde ich von einer freundlichen Dame abgeholt, die mich auf mein Zimmer bringt. Auf dem Weg dorthin fallen mir in der Lobby ikonische Designstücke auf, die an die 60er und 70er Jahre erinnern. Unter anderem ein Tube Chair von Cappelini, entworfen von Joe Colombo. Blickfang bildet jedoch die stylische weiße Treppe, über die man ins „Mezzanino“ gelangt, das Restaurant und Bar zugleich ist. Hier genießt man auf loungigen Sofas oder auf der Terrasse zum Mittagsessen delikate Snacks. 


Für das schlichte minimalistische Design sind die Mailänder Architekten und Designer Ludovica Serafini und Roberto Palomba verantwortlich. Sie haben das wichtigste Anliegen des luxuriösen 5-Sterne-Hotels – eine neue Einfachheit mit optimalem Komfort – trefflich umgesetzt. Die Gäste sollen sich in einem kosmopolitischen Flair wohlfühlen, in einer modernen Umgebung, die dennoch eins ist mit der sie umgebenden Landschaft. 


So greift das Farbkonzept des Hotels die natürlichen Farben auf. Die Zimmer auf jeder Etage sind Ton-in-Ton gestaltet: In Grün – passend zur Vegetation, in Rotbraun – Terra di Siena (in Anlehnung an viele Häuserfassaden von Porto Ercole) und schließlich noch in Blau, das stellvertretend für das Meer steht. 


Die eleganten Suiten sind in Sandtönen gehalten, für bunte Farbtupfer sorgen hier ausgesuchte Designerstücke. 

Umweltbewusstsein fängt schon im Zimmer an 

Mein Zimmer, in Terra di Siena gehalten, befindet sich in der zweiten Etage mit einem sensationellen Blick auf den Hafen und die Yachten, die dort vor Anker liegen. Die rot gestrichenen Wände harmonieren schön mit den dezenten Terrazzofliesen, den weißen Vorhängen und der weißen Bettwäsche. Ein großer runder Spiegel dominiert die Wand gegenüber dem Bett. Die darunterliegende Fernbedienung verrät sein Geheimnis: In den Spiegel ist ein Fernseher integriert. Coole Idee! 


Noch cooler ist der spezielle Wasserhahn, aus dem gefiltertes Trinkwasser in La-Roqqa-rote Aluflaschen abgefüllt werden kann. Im Hotel wird Nachhaltigkeit großgeschrieben und so können auch die Gäste zur Vermeidung von Plastik beitragen.

Überzeugendes nachhaltiges Gesamtkonzept 

Das La Roqqa tut überhaupt viel für die Umwelt: Neben Plastik wird auch auf Papier verzichtet. Infos zu Wanderwegen etc., werden direkt über WhatsApp aufs Smartphone gesendet. Für den Shuttle der Gäste zum hoteleigenen Isolotto Beach Club stehen Elektrofahrzeuge bereit, die Möbel sind zertifiziert und die verwendeten Materialien (wie Stoffe und Hölzer) hinsichtlich Qualität rückverfolgbar. 


In der Küche wird Bio-Obst und -Gemüse von L’Orto Giusto verarbeitet, einer Sozialgenossenschaft in Orbetello, die junge Menschen mit Behinderungen beschäftigt. Und falls etwas übrigbleiben sollte, hat das La Roqqa eine Kooperation mit Caritas, die nicht verbrauchte Lebensmittel zu denen bringt, die sie benötigen. Außerdem fördert das Hotel die lokale Beschäftigung: Über 70 % der Mitarbeiter sind Einheimische, die sich nach Saisonende in Schulungen und Fremdsprachen weiterbilden können.

5-Sterne-Hotel mit grünem Fußabdruck 

Ganz schön viel Engagement! Da steckt jemand dahinter, der weiß, was er tut. Und dieser jemand ist Conni Jonsson. Der schwedische Entrepreneur und Gründer der familiengeführten Investmentgesellschaft Qarlbo strebt nach nachhaltigem Wachstum und möchte nur einen minimalen Fußabdruck bei all seinen Aktivitäten hinterlassen. 


In Porto Ercole nimmt er demnächst sein neuestes Projekt, die Fabbriqa, in Angriff. Eine seit 40 Jahren leerstehende ehemalige Sardinenfabrik soll zum Hotel werden. Wenn ihm das so gut gelingt wie das La Roqqa, muss ich mir das unbedingt ansehen!

Toskanische Küche mit fantastischem Ausblick 

Selbstredend, dass auch die Küche von Chef Francesco Ferretti auf Nachhaltigkeit setzt. Ich genieße sein 4-Gänge Menü abends auf der Dachterrasse des Restaurants Scirocco. Mit regionalen Produkten interpretieren Ferretti und sein Team die toskanische Küche neu und modern. Wer die Toskana kennt, weiß, dass es eine bäuerliche, eher fleischlastige Küche ist, man denke nur an die Bistecca alla Fiorentina, Wildschweinragu oder an die vielen Wurstspezialitäten … 


Meine Wahl fällt auf das vegetarische Menü, aber nicht, weil ich kein Fleisch esse, sondern weil ich neugierig bin auf die kleinen Knödelchen mit Brennnesseln und Ricotta und auf die asiatisch angehauchte Aubergine mit Tomatentartar. Die Nachspeise, eine Zabaione mit Erdbeeren, Rhabarber und Mandeln, schmeckt so fein wie das ganze Menü und die kleinen Grüße aus der Küche (einschließlich einem Vor- und einem Nach-Dessert …).

Geschmacklich wie optisch sind die köstlichen Kunstwerke ein Gedicht – ohne abgehoben zu wirken. Die neue Einfachheit eben. 


Erfreut stelle ich fest, dass sich die Regionalität auch auf der Weinkarte zeigt. Die angebotenen Tropfen sind alle toskanischen Ursprungs. Ein klassischer, frischer Vermentino passt perfekt zu meinem Menü. 


Das durchdachte Gesamtkonzept der neuen Einfachheit unter umweltbewussten Aspekten zieht sich stringent durch alle Bereiche – im La Roqqa wird 5-Sterne-Luxus neu gedacht. Und das gefällt mir sehr gut.

Und ewig lockt das dolce far niente 

Müde und gesättigt sinke ich in das weiche Bett und schaue auf den glitzernden Hafen. Für Morgen nehme ich mir vor, mich in den Beach Club bringen zu lassen, das Grün, Blau und Terra di Siena in der Natur zu entdecken und unter einer Schirmpinie (meinem Lieblingsbaum) das süße Nichstun zu zelebrieren …

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