Wilder Westen luxuriös gezähmt
Nach Paso Robles zieht es uns immer zurzeit der Mid-State Fair. Dieses Festival bietet eine Kombination aus Wildwest-Messe, Bull Riding und Top-Rockkonzerten, das muss man einfach erlebt haben. Noch besser gefällt es uns dort, seitdem es das Hotel Cheval in Paso Robles gibt. Dieses kleine Hotel verfügt über einen Charme, den man in den USA selten findet.
Das historische Kleinod Paso Robles liegt etwa 40 Kilometer von der Küste entfernt zwischen San Francisco und Los Angeles. Als unser Fahrer in die Zielstraße einbiegt, fallen uns das Hotel Cheval und dessen beleuchtete Bäume in der Dämmerung bereits von Weitem auf. „Wie schön“, seufzt meine Frau. Das Hotel sieht sich als heimeligen Hafen für Reisende aus aller Welt, und das bestmögliche Umsorgen der Gäste ist eine Herzensangelegenheit. Und das ist es auch.
Beim Aussteigen aus dem Wagen betreten wir eine Welt, in der alle Strapazen der Anreise vergessen sind. Koffer und sonstiges Gepäck werden uns sofort vom freundlichen Personal abgenommen, und der Manager des Hotels führt uns auf unser Zimmer. Schon da merken wir, dass der Name „Cheval“ nicht von ungefähr kommt: Überall sind Pferde, entweder als Bild oder als Miniaturstatue. Erschöpft von der langen Reise fallen wir in die Kissen des riesigen California-Kingbeds und fühlen uns sofort wie auf Wolken. Am liebsten würde ich gleich liegen bleiben, aber meine Frau hat andere Pläne: Das Hotel muss schließlich erkundet werden. Auf unserer Entdeckungstour landen wir schnell im wunderschönen Innenhof, denn er ist das Herzstück des Hotels: Alle 16 Gästezimmer und die übrigen Räume wie die Bar sind um diesen Innenhof gruppiert. Dort laden offene Kamine, in denen abends noch ein richtiges Holzfeuer brennt, und rustikale Holzstühle zum Verweilen und Träumen ein.
Uns zieht es aber gleich weiter in die Weinbar des Hotels, den „Pony Club“. Der Name verrät uns, dass auch hier das Pferde-Thema aufgegriffen wird. Und tatsächlich: Die Bar hat die Form eines Hufeisens. Wir setzen uns an die Bar, ordern unseren kostenlosen Begrüßungsdrink und lassen die sanften Erdfarben auf uns wirken. Sofort erfüllt uns eine tiefe Ruhe und Gelassenheit. Die „Pony Club Bar“ ist der perfekte Ort, um ein Glas Wein zu genießen. Von den hervorragenden Rebsorten der Gegend haben wir schon viel gehört: Die ersten Reben wurden bereits 1797 von Franziskanermönchen aus Spanien angebaut. Seit den 90er Jahren entwickelte sich die Gegend zum international anerkannten Weinanbaugebiet. Man empfiehlt uns einen Zinfandel, denn Paso Robles gilt als Top-Gegend für diese Rebsorte. Der Zinfandel schmeckt außergewöhnlich: Aromen von Zimt, Nelken, schwarzem Pfeffer und dunklen Waldfrüchten verwöhnen unseren Gaumen.
Ausgewählte Appetizer, Salate oder Sandwiches serviert Chekoch Danielle nur von Donnerstag bis Samstag. Da es Montag ist, genießen wir ein paar Schritte über der Straße im Restaurant „Villa Creek“ top-amerikanische Küche, wie sie sein soll: lokale, frische Bio-Produkte wie Lammsteak oder Farmerkartoffeln mit Guacamole oder Aioli, die mit einem Augenzwinkern auf die Kochkünste der spanischen Siedler verweisen.
Von den kulinarischen Spezialitäten verwöhnt, kehren wir gesättigt und glücklich zurück ins Hotel und setzen uns in den Innenhof vor eine der opulenten Feuerstellen. Zwar ist das Mid-State-Festival ein gewichtiger Grund, um hierher zu kommen. Doch meine Frau und ich sind uns einig: Hier im „Hotel Cheval“ lohnt ein Besuch zu jeder Zeit – wir kommen bald wieder.